Bildbeschreibung : Im Hintergrund sieht man eine Filterzigarette, die im Vordergrund durch ein x-förmiges, fettes, rotes Kreuz durchgestrichen wurde.
Haben Sie auch schon mal für einen Tag auf Nikotin verzichtet?
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Uwe KöstnerDie Finger sind gelb, die Bronchien rasseln von Zeit zu Zeit, und jedes Mal im Tabakladen muss ich tief in den Geldbeutel greifen. Außerdem war am Donnerstag Weltnichtrauchertag. Grund genug, den Versuch zu wagen:
24 Stunden ohne Zigaretten.
15 bis 20 Zigaretten rauche ich normalerweise am Tag. Die letzte rauchfreie Woche liegt schon eine Weile zurück. Ein neuer Anlauf kann also nicht schaden. Beim Frühstück ist es kein Problem, nicht zu rauchen. Unter der Dusche kommt mir der Gedanke, dass ich meinen Rauchfrei-Tag nicht gut vorbereitet habe. Vielleicht hätte ich mir vorab Nikotinkaugummis besorgen sollen? Oh je, da fangen die Zweifel schon an....
Auf dem Weg zur Arbeit sauge ich eine Flasche Mineralwasser nahezu aus. Ich bin unruhig. Wann bin ich zuletzt ohne Tabak aus dem Haus gegangen? Während ich mein Auto parke, sehe ich, wie schon eine Kollegin in der Raucherecke auf dem Hof steht und qualmt. Schnell weg. Als ich den Rechner hochfahre, macht sich im Hinterkopf ein Kribbeln breit. Und der Arbeitstag fängt gleich gut an: Das E-Mail-Programm tut's nicht. Während ich mit der EDV telefoniere, bleibe ich noch freundlich. Das gelingt mir nicht mehr, als eine Kollegin anruft. "jetzt mach hier keinen Stress", raunze ich sie an. Sofort tut's mir Leid, aber ich habe ja eine Entschuldigung: keine Zigaretten.
Bis Mittag halte ich mich über Wasser, indem ich eine weitere Flasche leertrinke. Und in der Pause esse ich mit so viel Genuss wie selten - endlich etwas konsumieren. Das Kribbeln lässt nach. Ich erzähle den Kollegen von meinem Experiment. Das hätte ich nicht tun sollen. Nicht nur, dass es nach dem Essen - der klassische Moment für eine Zigarette - fast unerträglich ist. Nein, ich muss mir den Nachmittag über Fragen anhören: "Na, hältst du noch durch?" Was geht's euch an, schimpfe ich innerlich. Meine Reizbarkeit steigt.
Anderthalb Flaschen Wasser später um 16 Uhr bin ich kurz davor, das Experiment abzubrechen. Ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren. Das Kribbeln ist bis zu den Schläfen vorgedrungen. Eine kleine Fluppe kann doch nicht schaden. Ich kämpfe mit mir. Schließlich gehe ich zum Bäcker und hole mir zwei Stück Schokoladenkuchen. Konsumieren - und mit starrem Blick am Tabakladen vorbeigehen.
Am Abend bin ich stolz auf mich. Ich hab's bis jetzt geschafft! "Du hast Charakterstärke bewiesen", sage ich mir. Zwichendurch habe ich sogar mal nicht an Zigaretten gedacht. Meine Freunde aus der Raucherecke habe ich heute kaum gesehen. Ab morgen darf ich wieder. Und wenn ich's noch mal angehe, dann besser vorbereitet.
24 Stunden habe ich durchgehalten. Aber Spaß gemacht hat's nicht.
Quelle: Hallo Lüdinghausen/Blickpunkt am Sonntag
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion
Diesen Artikel fand ich in der Sonntagszeitung. Der Autor Hermann Varus schildert sehr eindrucksvoll, wie er schon vor Ablauf der Tagesfrist bemerkte, dass 24 Stunden ganz schön lang werden können - wenn es draum geht, Schuss mit den Zichten zu machen.
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© 2017 by Uwe Köstner
Bildbeschreibung : Im Hintergrund sieht man eine Filterzigarette, die im Vordergrund durch ein x-förmiges, fettes, rotes Kreuz durchgestrichen wurde.
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