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03.07.2007
Reduktion
Selbstbetrug oder der Anfang vom Rauch-Ende?
Bevor ich den Entschluss gefasst habe, gar keine Zigaretten mehr anfassen zu wollen, war es mein Ziel, zum Wenigraucher zu werden. Ich wollte gezielt meinen Tabakkonsum eindämmen, die Menge schrittweise reduzieren.
Ich habe dies oft versucht und zwar mit allen möglichen Mitteln. Gebracht hat es überhaupt nichts. Spätestens nach ein paar Tagen bin ich jedes Mal wieder in den alten Trott verfallen und habe weiterhin gequalmt wie ein Schlot.
Aber: Was für mich gilt, ist ja nicht zwingend auf andere Menschen übertragbar.
Hier deshalb ein paar Vorschläge, um die Nikotinzufuhr konsequent zu kontrollieren. Da bei mir alle Methoden fehlgeschlagen sind, verzeihen Sie mir bitte, dass ich sie hier nicht mit voller Ernsthaftigkeit aufführe. Sollten Sie es allerdings schaffen, die beschriebenen Steigerungsphasen durchzuhalten, könnten Sie auch sofort mit dem Rauchen aufhören, oder? Natürlich sind alle Maßnahmen auch miteinander kombinierbar:
- Schaffen Sie sich rauchfreie Zonen.
Rauchen Sie nicht mehr im Auto, am Arbeitsplatz, in der Küche. In einer zweiten Phase rauchen Sie nicht mehr in der Wohnung, in der Öffentlichkeit, im Keller. In Phase 3 rauchen Sie nicht mehr in geschlossenen, halboffenen und offenen Gebäuden - und natürlich keine Zigaretten mehr im Freien!
- Halten Sie sich an rauchfreie Zeiten.
Rauchen Sie nicht mehr vor 8 Uhr und nach 20 Uhr. Erfinden Sie für sich die rauchfreie Mittagspause von 12 bis 15 Uhr. Dehnen Sie die rauchfreien Zeiten so sehr, bis Sie Gefahr laufen, durch die normalen und unnormalen Tagesgeschehnisse abgelenkt, die Zeit zu verpassen, in denen Sie sich das Rauchen erlaubt haben.
- Rauchen Sie nur noch zur vollen Stunde.
Beschriften Sie zu diesem Zweck die Filter Ihrer Glimmstängel nach Neukauf einer Packung mit Uhrzeiten. Steigern Sie den Effekt, indem Sie nur noch zur vollen geraden Stunde rauchen, danach nur noch alle drei Stunden. Fortgeschrittene beschriften ihre Zigaretten dann nur noch mit jeweils einem Tagesdatum.
- Rauchen Sie nicht mehr, ohne gleichzeitig dabei etwas zu trinken.
Egal ob Sie dadurch weniger paffen oder Ihre Flüssigkeitszufuhr ansteigt ... aus ärztlicher Sicht tun Sie damit auf alle Fälle etwas Gutes. In Phase 2 sollten Sie allerdings unbedingt den eventuell daraus resultierenden Alkoholmissbrauch wieder in den Griff bekommen.
- Jeder Gang macht schlank.
Auch dieser Tipp ist gesundheitsfördernd: Bewahren Sie Ihren Tabak oder Ihre Zigaretten möglichst weit weg vom Aschenbecher oder vom Ihren bevorzugten Aufenthaltsräumen auf. In Phase 2 deponieren Sie Ihre Tabakwaren dann beim Nachbarn. Das ist dann noch zusätzlich kommunikationsfördernd.
Bildbeschreibung: Eine Bildkomposition aus Aschenbecher, zwei Zigaretten, einer Zigarettenpackung und einem Feuerzeug.
- Rauchen Sie nur noch nach den Mahlzeiten.
Reduzieren Sie in Phase 2 schnellstmöglich wieder die Anzahl der Mahlzeiten auf Ihr Normalmaß. Behalten Sie Ihr Gewicht im Auge.
- Rauchen Sie nur noch nach dem Geschlechtsverkehr.
In Phase 2 beschränken Sie sich auf die Male, wo Sie den Akt mit Partner oder Partnerin vollzogen haben. Überfordern Sie Ihren Sexualpartner dabei nicht! Rauchen Sie nicht im Bett!!
- Reden Sie sich ein, Zigaretten seien nur schwer zu beschaffen.
Verbannen Sie Kleingeld aus Ihrem Portemonnaie, laden Sie Ihre Geldkarte nicht auf, legen Sie keine Vorräte mehr an. Versteifen Sie sich dann auf eine Zigarettenmarke, die es nur beim (mindestens 5 Kilometer entfernten) Littlemarkt gibt. Fahren Sie nicht mehr mit dem Auto zum Zigarettenholen.
- Rauchen Sie nur noch das, was Ihnen am wenigsten schmeckt.
Finden Sie heraus, welches für Sie die widerlichste Zigarettenmarke oder der scheußlichste Tabak ist. Rauchen sie dann nur noch dieses ekelhafte Kraut. Besonderer Tipp: Marokkanische Zigaretten mit Knistereffekt und intensivem Nelkengeruch.
- Zerteilen Sie Ihre Zigaretten.
Der Lungenschmacht ist ja meist schon nach 2 oder 3 Zügen befriedigt. Also kaufen Sie sich folgerichtig filterlose Zigaretten und zerschneiden Sie diese mit Hilfe einer Schere in drei etwa gleichlange Stummeln. Zur Aufbewahrung dieser Stummeln eigenen sich kleine Dosen, wie z.B. Blechdose von Fisherfriends oder ein Seifenkästchen.
- Qualmen Sie nur noch schlecht Gedrehte.
Wenn Sie Tabakraucher sind, konzentrieren Sie sich auf Ihre Drehkünste: Drehen Sie ab jetzt nur noch entweder so fest, dass sie wie verrückt saugen müssen, damit Sie überhaupt etwas aus der Zigarette bekommen oder so locker, dass die Fluppe nach einem Zug verglüht ist. In Phase 2 befeuchten Sie das Blättchen dann nicht mehr an der Gummierung.
- Nutzen Sie den Feuerzeugtrick.
Verbannen Sie Ihre jetzigen Feuerzeuge. Kaufen Sie sich mehrere absolut identische Einweg-Feuerzeuge (6 Stück sollten genügen). Benutzen sie eines davon, so lange bis es leer ist. Jetzt entsorgen sie das alte Feuerzeug nicht, sondern bewahre es immer an der gleichen Stelle auf, wo sich auch das intakte befindet. Gehen sie auch mit den weiteren Exemplaren so um, bis sich nur noch ein funktionstüchtiges Feuerzeug in ihrem Besitz befindet und jedes Mal die Spannung steigt, welches Teil aus der großen Auswahl denn zum Erfolg führt. In Phase 2 steigen sie dann auf kleine Streichholzheftchen um und verfahren mit ihnen genauso.
- Verteuern Sie sich künstlich Ihre Rauchwaren.
Kaufen Sie sich jedes Mal, wenn sie sich mit einem Suchtartikel eindecken, zusätzlich noch andere Dinge, die sie anschließend verschenken. Sie bereiten damit Freude, kurbeln die Wirtschaft an und ihr leerer Geldbeutel sorgt dafür, dass sie weniger rauchen. Statt der direkten Investition können sie auch für jede gekaufte Packung einen festen Betrag ansparen, den Sie dann am Jahresende an eine gemeinnützige Einrichtung spenden, z.B. an den Aktionskreis Stuttgarter Nichtraucher e.V.
- Schreiben Sie sich vor dem Genuss einer Zigarette einen Grund auf, weshalb Sie jetzt rauchen wollen.
Ihnen sollte zu jeder Zichte ein neues Argument einfallen. Wenn die Liste mehr als 50 Punkte enthält, schicken Sie sie bitte an meine Kontaktadresse.
Text: Uwe Köstner
Grafik: Birgit Rother, Duisburg