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Bildbeschreibung : Im Hintergrund sieht man eine Filterzigarette, die im Vordergrund durch ein x-förmiges, fettes, rotes Kreuz durchgestrichen wurde.


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no smoking

Gedanken eines werdenden Nichtrauchers



 

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22.05.2007
Schwindel

Packungsversprechungen und Realität

Ich sitze hier in der Raucherzone von McDagoberts, habe gerade mein Burgermenue vertilgt und schlürfe nun noch an meinem eisverdünntem, koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk. Da ich die weitere Kundschaft in dem Laden schon eingehend studiert habe, beschäftige ich mich jetzt mit meinem Tabakpäckchen.

Zuerst fällt mir die vornehme Farbwahl aus royalblauem Hintergrund und güldener Beschriftung ins Auge. Über dem Markennamen prangt ein wahrhaft kunstvolles Wappen. Es besteht aus einer Krone, zwei Adlerschwingen, drei Sternen, zwei Fahnen und etwas Eichenlaub. Das wirkt sehr gediegen und suggeriert das Traditionsbewusstsein einer alten Marke. Ein seriöser Qualitätsanspruch wird hier eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht. Dies wird noch unterstrichen durch einige Schlagworte, welche ich auf der Packung finde: "Premium", "Superior","Class A" und "Selected Quality" ist zu lesen. In vollendeter stilistischer Harmonie ist auch das zierende Banner gestaltet, dass den Inhalt der Packung als "Halfsware Shag" ausweist.


selbst gedreht

Bildbeschreibung: Eine selbst gedrehte Zigarette und ein Blauml;ttchen mit einer Protion Tabak auf dunklem Untergrund.


Ich löse das Siegel. Unter der Abdeckung warten weitere Informationen auf mich: "Halfzware Shag ist eine traditionelle Mischung erlesener handselektierter Qualitätstabake. Die sorgfältige Auswahl aus goldgelben Virginia- und vollwürzigen Kentucky-Tabaken verleiht Halfzware Shag sein exzellentes Aroma und seinen einzigartigen, vollmundigen Geschmack."

Sogar die Nummer einer Service-Hotline hat der Hersteller angegeben. Wenn ich also Fragen zur Bedienung des Produktes habe, kann ich mich vertrauensvoll an die engagierten Support-Mitarbeiter der Tabakmanufaktur wenden.

 Edelkraut und Ambiente 

Während meiner Betrachtungen sind meine Erwartungen in das mir bevorstehende Genußerlebnis immens gestiegen.


Ambiente

Bildbeschreibung: Arrangement aus Rosen und zwei Kerzen, welche einen warmen Schein von sich geben.


Plötzlich wird mir bewußt, wo ich mich befinde: In einer Frittenbude! Ich sinniere darüber, ob es angemessen ist, das Rauchen meines edlen Krauts in diesem Ambiente zu zelebrieren. Mir scheint es so, als ließe sich hier kein Einklang mit meiner Umgebung herstellen. Gedämpfte Illumination, klassische Musik und rosendekorierte Tische würden der Sache doch einen wesentlich adäquateren Rahmen geben. Lachs und Kaviar wären den ordinären Chicken-Wings vorzuziehen.

Irgendwie fühle ich mich auch in den Räumlichkeiten deplaziert. Solch ein erlesenes Rauchereignis sollte eigentlich nur besonderen Tagen und besonderen Stätten vorbehalten sein: Wiener Opernball, Filmfestspiele in Cannes...

Mein weichgespültes T-Shirt beginnt zu kratzen. Richtig, ich hätte mich heute mit festlicher Abendgarderobe einkleiden müssen. Ich überlege, ob wohl Champagner oder der alte schottische Whisky passender wäre.

Ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen, weil die Kulturbanausen an den Nebentischen mich verständnislos beobachten. Kein Wunder: Es ist ihnen nicht entgangen, dass hier jemand seit einer guten Viertelstunde geistesverloren sein Tabakpäckchen anstarrt...

... ein stinknormales Päckchen, dass scheinbar außer der großlettrigen Aufschrift "Rauchen kann tödlich sein" keinerlei Besonderheiten aufweist. Oder wartet "meine neidische Fangemeinde" nur darauf, ob ich mich traue, die frischegarantierende Aromaversiegelung zu öffnen, mit routiertem Geschick eine formvollendete Zigarette zu formen, sie mit großer Gestik zu entzünden und voller Glückseeligkeit zu inhallieren?

Dabei handelt es sich nicht mal um den teuren Markentabak, sondern um das preisgünstigere Derivat vom Lebensmittel-Discounter ... Kein Unikat, kein hochpreisiges Prestigeobjekt, sondern das Alltagsutensil eines Nikotinabhängigen.

Hm... ich glaub' ich muss jetzt erstmal eine Kippe rauchen um auf andere Gedanken zu kommen, oder nicht?

Text: Uwe Köstner

Foto1: aboutpixel.de, canonier

Foto2: pixelio


Infobox:

In dem Bericht habe ich bewusst zwei Packungsdetails nicht erwähnt:

Die Tabakindustrie lässt seit einiger Zeit "freiwillig" die Worte Rauchen: Bitte nur Erwachsene auf die Packungen drucken und heuchelt damit das Bewusstsein über eine Verantwortung gegenüber Heranwachsenden. Welch eine Augenwischerei: Wer Tabak als "Produkt für Erwachsene" bewirbt, weckt damit bei Kindern und Jugendlichen erst recht Neugier und Begierde.

Wesentlich sinnvoller erscheinen mir da schon die auffälligen Hinweise mit denen nach EU-Richtlinie vor den gesundheitlichen Folgen des Rauchens gewarnt wird. Die Abschreckung wird dabei noch unterstützt durch eine Aufmachung, die in ihrem schwarzgerahmten Stil an eine Todesanzeige erinnert.

Allerdings haben die Hinweistexte bei manchem Raucher auch paradoxe Reaktionen zur Folge: Der Mensch liest den Text, regt sich darüber auf und fühlt sich genervt. Und was macht ein Raucher, der genervt ist?

Er raucht!

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